Das Training mit Paul macht Spaß, ist anspruchsvoll und strukturiert. Täglich direkte Korrekturen und Instruktionen zu erhalten ist enorm hilfreich. Seine jahrelange Erfahrung und seine Fähigkeit, Prozesse verständlich in Worte zu fassen, sind enorm. Darüber hinaus hat Paul die Fähigkeit zu erkennen, wo die Leute in ihrem Tai Chi Prozess stehen und sie dort weiter zu bringen. Und das mit konkreten Korrekturen, Übungen, die nicht unbedingt neu sind, aber eine neue Nuance haben, um genau dort anzusetzen, wo Ungleichgewichte und Defizite sind. Und diese dann im Training mit hoher Qualität zu integrieren, auszurichten, zu erarbeiten und zu gestalten. Qualität geht immer vor Quantität, damit nicht zu viele Prozesse gleichzeitig angegangen werden und eine zu große Überforderung auslösen. Wenn wir schon von Überforderung sprechen, dann ist es wohl für jeden mit eigener Erfahrung klar, dass diese zum Tai Chi Lernprozess unweigerlich dazugehört. Nach meiner Erfahrung habe ich mich bei keinem anderen Lernprozess so überfordert gefühlt wie beim Tai Chi. Es war aber auch kein anderer annähernd so wertvoll, interessant und positiv beeinflussend. Die Qualität des Trainings ist sehr hoch und zeigt sich darin, dass lange an einer Übung geübt wird und nicht die Vielzahl der Übungen & Qualitäten im Vordergrund steht. Die Präsenz und Offenheit von Paul ist erwähnenswert und hilft einem im Training sehr, besser dabei zu sein, mehr Effort zu geben und sich mehr zu öffnen und lösen.
Tägliches Training in Kleingruppe
Einen Monat lang in einer kleinen Gruppe zu trainieren ist großartig. Es ist ein großes Privileg und eine tolle Gelegenheit, so eng mit einem Tai Chi Lehrer von Pauls Niveau zu trainieren. Es fühlt sich so an, wie es wohl vor Jahren mit Sifu Adam Mizner in Thailand möglich war. Ich bin mir nicht sicher, wie lange es diese Möglichkeit so noch geben wird, daher kann ich nur jedem empfehlen, diese zu nutzen. Hier findest du Paul`s Website www.heavenmanearthtokyo.com
Vorteil von Retreats - Abstand vom Alltag
Wir bewegen uns oft in unserem Rhythmus und in unseren gewohnten Strukturen, Wegen, Gedanken und Gefühlen. Allein das Unterwegssein kann, wenn es richtig genutzt wird, eine große Hilfe sein, sich weiterzuentwickeln. Durch die neue Umgebung, die Kultur, die Menschen um einen herum etc. können sich neue Sichtweisen leichter entwickeln oder tiefere innere Strukturen besser sichtbar werden. Einfach allein der Abstand vom Alltag wird wahrscheinlich nicht so viel Entwicklung bringen, aber wenn man eine Absicht dazu mitbringt, ist die Chance schon viel größer. Und wenn man dann noch während der Auszeit täglich stundenlang Tai Chi praktiziert, ist die Ausgangslage wunderbar.
Training
Ich habe Dinge gelernt, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Ein kleines Beispiel: Lass die Schulterblätter hängen und entspanne die Schultern, ist eine Anweisung, die jeder, der Tai Chi praktiziert, nur zu gut kennt. Aber wie macht man das? Was bedeutet es, wenn die Schultern richtig ausgerichtet sind oder in Tai Chi Worten, wenn die Schultern richtig gesetzt sind? Genau in diesem Prozess habe ich so viele neue Einsichten und Details erfahren. Und nach meiner bisherigen Erfahrung sind es genau diese Details, die den Unterschied machen. Neben der körperlichen Ausrichtung ging es auch um Qi und wie der Geist mit der Schulter verbunden ist.
Ich habe noch viel mehr gelernt und vertieft, je weiter man kommt, desto mehr Neues kommt dazu. Es ist unabdingbar, die Grundqualitäten integriert zu haben, um weitere Aspekte erfolgreich lernen zu können.
Es ist ein schmaler Grat und einen Lehrer zu haben, der einem den Weg zeigen kann und Feedback und Tipps für solche Prozesse gibt, ist enorm wertvoll.
Auf Details und Prozesse einzugehen würde hier den Rahmen sprengen. Ich kann nur sagen, dass ich in diesem Retreat wieder einmal erfahren habe, wie viel Potential im HeavenManEarth Tai Chi System steckt, wie es von den Senior-Schülern wie Paul voll verkörpert und gelebt wird. Nach 6 Jahren täglichem Training immer noch ein blutiger Anfänger zu sein, zeigt die Tiefe, die im HME System vorhanden ist.
Meditation
Neben dem Tai Chi Training ist, zumindest für mich, die eigene Meditation ein zentraler Aspekt eines Tai Chi Retreats.
Bodywork
Hinzu kommen Massagen und Bonesettings. Einerseits sind Standardmassagen in asiatischen Ländern oft sehr erschwinglich und helfen in Kombination mit Tai Chi Training sehr gut. Und noch mehr das Bonesetting, das zusätzlich zum Training den Unterschied machen kann, um bestimmte Gelenke oder Strukturen zu öffnen. Paul ist nicht nur Tai Chi Lehrer, sondern auch ein ausgezeichneter Bonesetter und Bodyworker.
Über Japan
Aus meiner Erfahrung kann ich Japan mit keinem anderen Land vergleichen. Es hat seine eigenen Schönheiten, Geschmäcker und Regeln. Vieles ist sehr stilvoll, klar, geordnet, ruhig und sauber. Von den Tempeln, Schreinen, Gärten, dem Essen bis hin zu den Innenräumen zieht sich der Stil durch.
Die Menschen, mit denen ich in Kontakt kam, waren alle sehr freundlich und zuvorkommend. Auf der Straße und im Alltag wirkten die Japaner jedoch eher distanziert, achteten sehr darauf, keinen Körperkontakt zu haben und schienen viele Regeln zu haben. Es war also kein besonders freies Gefühl, sich draußen zu bewegen, aber man hat seine Ruhe und seinen Raum, was für die innere Kultivierung eine gute Ausgangssituation ist.
Integration in den Alltag
Die große Herausforderung kommt immer nach dem Retreat. Wie kann ich die Entwicklung, die ich gemacht habe, in mein Leben integrieren und wie kann ich dabei bleiben, trotz der Arbeit und der Verpflichtungen, die jetzt wieder anstehen, und ohne die Anwesenheit des Lehrers und/oder der Gruppe. Für mich ist nicht die Schwierigkeit eine tägliche Übungsroutine zu haben, denn das ist schon lange stabil integriert, sondern eher die Herausforderung die Qualitäten beizubehalten und das Gelernte nicht zu verdrehen, zu verändern und so in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Also bitte wünscht mir viel Erfolg damit 😊.
Ich freue mich über Fragen oder Erfahrungen zum Thema Retreats von euch in den Kommentaren und bis zum nächsten Blogpost.
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